2017 (Juli) (Artikel)
Der Mittelmeerraum als historischer Kulturraum, der sich über Europa, Nordafrika und das saharische Afrika erstreckt, ist das Thema eines Artikels des tunesischen Historikers
Mohieddine Hadhri
La Méditerranée face aux défis de la mondialisation.
Des ponts et des passerelles culturelles à reconstruire.
Das Mittelmeer vor den Herausforderungen der Globalisierung. Kulturelle Brücken und Übergänge müssen wieder hergestellt werden.
In: Jacques-Emmanuel Bernard (et al.), Continuité et rupture des échanges en Méditerranée. Histoire, religion littérature, société. Université de Toulon, Laboratoire Babel 2016 (= Collection « Transverses »), S. 311-330
Der Artikel bietet sowohl einen kulturgeschichtlichen Überblick über die zahlreichen und tiefgreifenden Kontakte und Verbindungen zwischen der arabisch-islamischen Welt und Europa als auch eine Liste von Vorschlägen, wie diese Verbindungen durch eine andere, kulturelle Wahrnehmung neu belebt werden könnten. Symbolisches Vorbild ist für Hadhri das arabisch-jüdisch-christliche Andalusien des Mittelalters. Dem entgegen wirkende Kräfte sind Identitarismus, Xenophobie und Extremismus. Im geschichtlichen Rückblick behandelt der Autor Andalusien (al-Andalûs), das normannische und staufische Sizilien sowie die wissenschaftlichen und philosophischen Impulse, die vom arabischen Süden ausgingen und im Rationalismus der europäischen Aufklärung münden. Für Gegenwart und Zukunft schlägt Hadhri vor: Intensivierung des Dialogs „Europa – Islam“ mit Blick auf das gemeinsame abrahamitische Erbe – Korrektur und Neugestaltung der eingespielten Deutungsschemata zwischen Europa und arabisch-islamischer Welt – andere, neue Symbolfiguren für die Narrative (Erzählungen) zum Verhältnis von Nord und Süd wie Augustinus und Leo Africanus, aber auch Odysseus und Dido – eine neue Art von Kulturreisen, die zum Beispiel über ausgewiesene Kulturstraßen Stätten des europäischen und des arabischen Kulturerbes verbinden – Gründung von aktiven Netzwerken, die euro-mediterrane Städte wie Florenz, Sevilla, Fes, Byblos (Libanon), Lattakia (Syrien) und andere im Sinne eines „neuen Andalusien des 21. Jahrhunderts“ zusammenführen.
Mohieddine Hadhri ist emeritierter Professor für Geschichte an der Universität Tunis – Manouba, Mitglied des wissenschaftlichen Komitees ‚Geschichte der UNESCO‘ und Vorstandsmitglied der Stiftung WEM e.V.
2017 (Juni) (2012)
Konferenzbericht/ Rapport de conférence
Ein Bildungskonzept für den Euro-(Afro-)Mediterranen Raum, verstanden als Raum gemeinsamer Wissensbestände und -dynamiken? Bereits 2012 hat die Stiftung Wissensraum Europa-Mittelmeer (WEM) in Verbindung mit dem Institut für Pädagogik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) eine internationale Konferenz organisiert, die dazu beitragen sollte, Ideen für ein solches Bildungskonzept zu entwickeln. Nachdem manche dieser Ideen da und dort in den euro-afro-mediterranen Dialog hineingewirkt haben, soll ihre Veröffentlichung in Form eines Berichts ihren gedanklichen Zusammenhang und ihre konzeptuelle Grundlage vermitteln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Konferenz kamen aus Deutschland und Frankreich, aus Tunesien und Marokko und aus dem subsaharischen Afrika (Senegal und Mali).
Bernd Thum, in Verbindung mit Jürgen Rekus:
Sozialisation und Bildung im Euro-Mediterranen Raum.
Bericht über die Internationale Konferenz vom 12. bis 15. Juni 2012 im Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), Stuttgart.
Inhalt: Teilnehmer und Rahmen – Charakter der Beiträge -Grundlegung: Wissen und Wissensraum – Sozialisation – Bildung – Ein kooperatives Bildungsprojekt für den euro-mediterranen Wissensraum – Schlussbemerkung – Ausblick: Was ist zu tun?
2017 (Januar) (Mai)
Artikel (Diskussion)/ Article (discussion)
Bernd Thum
Wir brauchen neue Brücken.
In: Kulturaustausch. Zeitschrift für internationale Perspektiven 1/2107, S. 66
Der Autor wirbt für eine Stärkung der Kulturbeziehungen nicht nur zum Maghreb, sonder auch zu Sahel-Afrika im Rahmen eines ‚funktionalen‘ euro-afro-mediterranen Raums. Migration und Sicherheit sind auch für Thum wichtige Themen, sie sollten aber in größere gesellschaftlich-kulturelle, ‚funktionale‘ Zusammenhänge gestellt werden.
„Wie wäre es, auf der Grundlage langfristig wirkender wirtschaftlicher, politischer und demografischer Fakten eine Karte der großen Interaktionsräume zu erstellen, in denen Deutschland, eingebunden in ein funktionales Beziehungsgefüge regionaler, aber auch globaler Akteure seinen spezifischen Ort hat? In den räumlichen Konturen, die sich aus einem solchen Beziehungsnetz ergeben, könnten sich im Rahmen einer multilateralen Kulturpolitik, die zivilgesellschaftliche Akteure aus verschiedenen Ländern zusammenführt, neue politische Orientierungen entwickeln.“
Entscheidende Bedeutung hat für Deutschland und Europa neben dem transatlantischen und dem europäisch-russisch-zentralasiatischen Raum besonders auch der europäisch-mittelmeerisch-subsaharische Raum. Für das Zusammenwirken mit den USA tritt in Deutschland die Vereinigung ‚Atlantik-Brücke‘ ein. Wäre, so fragt der Autor, nicht auch eine ‚Mittelmeer-Sahara-Brücke‘ denkbar?
Prof. Bernd Thum ist Präsident der Stiftung Wissensraum Europa-Mittelmeer (WEM) e.V.
Vgl. auch
English version
We need new bridges. Linking the European-Mediterranean-Sub-Saharan Area as a functional space.
In: Kulturaustausch. Zeitschrift für internationale Perspektiven 1/2107, S. 66
The author suggests to strengthen cultural relations not only to the Maghreb, but also to Sahel-Africa within the framework of a ‚functional‘ Euro-Afro-Mediterranean region. Migration and security are important issues for him, too, but they should be placed in larger socio-cultural, ‚functional‘ contexts.
See also:
Bernd Thum: ‚Wir brauchen neue Brücken‘, in Arabisch
In Vorbereitung
2016
Artikel (Diskussion)/ Article (discussion)
Mohieddine Hadhri: The Mediterranean: Yesterday, Today and Tomorrow.
In: Giuseppe d’Angelo – Jorge Martins Ribeiro, Borders and Conflicts in the Mediterranean Basin. Fisciano, Italy, ICSR Mediterranean Knowledge 2016, S. 11-23 (= Mediterranean, Knowledge, Culture and Heritage 2) (online: http://mediterraneanknowledge.org/publications/index.php/bookseries)
Der Autor geht aus von der alten und neuen Problematik des erweiterten Mittelmeeraums als Ort der Integration und des Konflikts. Als Gegenbild erscheint das arabisch-christlich-jüdische Andalusien des Mittelalters. Wie lässt sich das angegriffene „mittelmeerische Gebäude“ rekonstruieren als Notwendigkeit auch im Kontext globaler Geopolitik? Im Artikel werden einige Konzepte genannt, die sich bei entsprechendem politischen Willen umsetzen ließen: die Vertiefung des Diskurses über das Erbe Abrahams, das durch das Thema ‚Islam in Europa‘ neues Gewicht bekommt; Verbreitung des Wissens über die alten kulturellen Verbindungen zwischen den aus dem Mittelmeerraum stammenden Kulturen Ägypten, Griechenland, Rom, arabische Hochkultur, italienische Renaissance u.a., wobei die Beiträge des Orients und des Maghreb schärfer beleuchtet werden müssten; Betonung der Brückenfunktion von Regionen wie Sizilien, Städten wie Córdoba und Persönlichkeiten wie Leo Africanus, Goethe…; Studium der Literaturen und Künste (Ilias, Odyssee, Sindbad…), neue Sicht auf den so genannten Orientalismus. Ausführlich geht der Autor auf die Rolle der Wüste ein, ein Faszinosum für Europäer und mythisch-spiritueller Raum für Araber. Dies führt ihn zu einem engagierten Plädoyer für die Einbbeziehung des saharischen und subsaharischen Raums und seines kulturellen Erbes in den euro-mediterranen Raum. Dies entspricht auch dem Raumkonzept, das von der Stiftung WEM vertreten wird. Prof. Hadhri ist Vorstandsmitglied der Stiftung WEM.
(B.T.)
2016 (Oktober)
Empirische Studie (Diskussion)/ Etude empirique (discussion)
Timbuktu Institute, Dakar
Facteurs de radicalisation.
Perception du terrorisme chez les jeunes dans la grande banlieue de Dakar
Sous la direction de Dr. Bakary Sambe,
Mouhamadou Bâ, Geneviève Duchenne, Yague S. Hanne, Mame Seyni Mbaye
Faktoren der Radikalisierung.
Wahrnehmung des Terrorismus bei Jugendlichen in der Banlieue von Dakar.
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Bakary Sambe, Mouhamadou Bâ, Geneviève Duchenne, Yague S. Hanne, Mame Seyni Mbaye
In dieser Untersuchung kommen junge Leute der Banlieue von Dakar (Senegal) zu Wort. Es geht um ihre Wahrnehmung von Radikalisierungsprozessen und Terrorismus sowie ihre Einstellungen dazu.
Eine Mehrheit von 32 Prozent glaubt, dass „Radikalisierung“ und „Extremismus“ auf eine falsche Interpretation des Islam zurückgehen, 25 Prozent lehnen Gewalt im Namen des Islam ab. Nur sieben Prozent der befragten jeunes sind der Meinung, es handele sich dabei nur um eine rigoristischen Praxis des Islam und bringen dies auch klar zum Ausdruck. Allerdings ist ein ganzes Drittel nicht in der Lage, Antworten zu geben – nach Auffassung der Forscher ein bedenklicher Sachverhalt.
Fast die Hälfte halten Armut und Arbeitslosigkeit für das „Bett“ des Terrorismus. Wenn man – so die Forscher – dieser Angabe Bildungsdefizite, einschließlich der religiösen Bildung, sowie eine verbreitete Verzweiflung hinzufüge, so verstehe man, dass „68 Prozent der Jugendlichen zum Staat und den seinen Dienstleistungen kein Vertrauen haben.“
In dieser Hinsicht sind nur 15 Prozent der befragten jungen Leute mit dem Unterricht in den öffentlichen Schulen des Senegals zufrieden. Zugleich könne man aufgrund der Befragung beobachten, wie die politische Klasse sowie die Institutionen des Landes an Vertrauen verlören. Der politische Akteur, der den verwalteten Bürgern am nächsten stehe, nämlich der Bürgermeister, habe gerade einmal das Vertrauen von 0,7 Prozent der Jugendlichen!
Die Studie enthält auch verschiedene Positionen der jungen Leute gegenüber staatlichen Maßnahmen im Kampf gegen Terrorismus, zur militärischen Präsenz und zu Interventionen ausländischer Mächte wie auch Meinungen und Einstellungen zu den Ländern, die von terroristischen Angriffen heimgesucht werden oder werden könnten.
(Aus der Vorankündigung der Untersuchung auf der Website des Timbuktu-Instituts am 2.Oktober 2016)
Die Studie enthält auch Angaben zur Methodik, zur Rolle der Geistlichen, zu religiösen und staatlichen Gesetzen, zum politischen Wissen der Jugendlichen, zu Radikalisierungsprozesen, zu Verantwortlichkeiten u.a.
Prof. Bakary Sambe ist Vorstandsmitglied der Stiftung WEM.
2016 (Juni)
Artikel/ Article
Bernd Thum:
Die Euromed-MemoriaCarte.
Eine virtuelle Karte euro-mediterraner Erinnerungsorte als Beitrag zur kulturellen Kodierung des Erweiterten Mitttelmeerraums.
In: Philosophia Scientiae 20, H. 2 (2016), S. 141-155
Der Beitrag behandelt die euro-mediterrane MemoriaCarte der Stiftung WEM erstmals unter raumtheoretischen Aspekten. Inhalt:
- Der Euro-mediterrane Raum als funktionaler Raum
- Die Euromed-MemoriaCarte ( www.euromed-memoriacarte.de )
- Räume und Orte
- Memoria: Erinnerung, Gedächtnis, Mahnung
Text in deutsch, Résumé en français:
„L’Euromed-MemoriaCarte, un projet initié dans le cadre de la
Fondation Espace des savoirs Europe-Méditerranée (Stiftung Wissensraum
Europa-Mittelmeer e.V., WEM), est une carte virtuelle des lieux de mémoire
« euro-méditerranéens », tant en Méditerranée au sens strict que dans ses
extensions en Europe et en Afrique subsaharienne. L’objectif de la carte,
correspondant aux objectifs de la Fondation WEM, est de contribuer au
développement d’une conscience « euro-méditerranéenne » par l’échange et
l’intégration des savoirs dans un espace partagé euro-méditerranéen. En ce qui
concerne particulièrement l’élaboration de la carte, il s’agit de contribuer à la
simplification et à la lisibilité de la masse et de la complexité des informations
en faisant appel à un système de codage et de symboles qui se réfèrent à
des lieux de mémoire. À travers ces lieux, chargés d’une superposition des
savoirs des cultures des deux rives de la Méditerranée, la carte ne visualise pas
seulement un héritage partagé mais aussi les enchevêtrements et le dynamisme
culturels de l’espace euro-méditerranéen. Parce que les lieux sont vus à la fois de façon géographique et topographique, se pose alors la question de savoir sila carte est vraiment partie prenante du « tournant topographique » ou plutôtd’un tournant « post-topographique » qui prend en compte à nouveau les faitséographiques et historiques. Ce thème, ainsi que les concepts d’espace, de lieu et de mémoire sont discutés à la fin de la contribution.“
2016 (Mai)
Mohieddine Hadhri & François Pelletier
Le Moyen-Orient dans la Seconde Guerre mondiale: convoitises et rivalités des grandes puissances belligerantes
Der Nahe Osten im Zweiten Weltkrieg: Begehrlichkeiten und Rivalitäten der kriegführenden Großmächte
In: Guerres Mondiales et Conflits contemporains 2/216 (nr. 262: Moyen-Orient et conflits au XXe siècle), Paris: PUF, pp. 93-106
Die Autoren dieses Artikels in französischer Sprache untersuchen die Politik der Groß- und Weltmächte England, Frankreich, Sowjetunion und USA im Nahen Osten von 1939 bis 1945. Seit dem Sykes-Picot-Abkommen von 1916 war dies eine ‚balkanisierte‘, in ‚Einflusssphären‘ Englands und Frankreichs geteilte geopolitische Zone. Schon vor, insbesondere aber während des Kriegs versuchten sich Nazi-Deutschland und das faschistische Italien in die bisher von England und Frankreich beherrschte imperiale Nahostpolitik einzufädeln. Dann, von 1943 an, insbesondere aber seit der Konferenz von Yalta im Februar 1945, beherrschten die USA wesentlich das Geschehen und die Region.
Der Aufsatz enthält viele wenig bekannt Details, wie zum Beispiel zur Rolle der italienischen Propaganda über Radio Bari, die nicht müde wurde, die großen kulturellen Leistungen der arabisch-islamischen Welt hervorzuheben. Der italienische Imperialismus zielte damals nicht etwa nur auf Nord- und Ostafrika, sondern auch auf die Arabische Halbinsel, auf Saudi-Arabien, den Yemen und Hadramaut, dann auf den Irak oder gar, in Afrika, auf den Tschad. Dass sich Deutschland mit Rücksicht auf Italien, Vichy-Frankreich und seine Pläne im Osten trotz mancher Angebote aus der arabischen Welt zurückhielt, ist nicht überraschend. Dass Habib Bourguiba, damals in französischer Haft, schon im August 1942, also vor der deutschen Niederlage in El Alamein, seine Freunde in Tunesien anwies, mit den Alliierten gemeinsame Sache zu machen, ist vielleicht ebenfalls bekannt, dass er aber im Juni 1943 persönlich an den amerikanischen Präsidenten Roosevelt schrieb und gegenüber den freifranzösischen Herrschaftsansprüchen amerikanische Unterstützung erbat, dürfte eine nur wenigen vertraute Nachricht sein.
Die Autoren belegen, dass nach der Konferenz von Yalta die britisch-französischen ‚Begehrlichkeiten und Rivalitäten‘ zweitrangig werden. Die neuen Player heißen seit damals USA und Saudi-Arabien. Roosevelt und Ibn Saud trafen sich am 14. Februar 1945 an Bord des Kreuzers ‚Quincy‘ im Roten Meer: Amerika erhielt die gewünschten Militärbasen und Öl-Rechte auf der Arabischen Halbinsel, die Saudis das Versprechen der Amerikaner, die Araber bei ihrem Streben nach Unabhängigkeit gegenüber den alten europäischen Mächten zu unterstützen, unter saudischer Führung (d. Red.)
„Le Moyen-Orient a été l’un des théâtres d’opérations militaires de la Seconde Guerre mondiale. Le conflit révélait la dimension hautement stratégique de cette partie du monde : carrefour de communication entre les trois continents et objet d’ambitions rivales que les découvertes pétrolières récentes ne faisaient qu’aiguiser. Dès 1939, les Puissances de l’Axe avaient envisagé un partage du Moyen-Orient et de l’Afrique du Nord. Au cours d’une seconde phase, à partir des conférences de Téhéran en 1943 et de Yalta en 1945, le Moyen-Orient devenait l’objet de vives convoitises en vue d’un nouveau partage en « zones d’influence » entre les vainqueurs. Cet article se propose d’apporter quelques éclairages sur cette période, ainsi que sur la géopolitique des grandes puissances au Moyen-Orient, notamment en Arabie, devenue depuis la rencontre Roosevelt-Ibn Séoud en février 1945 une pièce maîtresse sur l’échiquier moyen-oriental.“ (Résumé de l’éditeur)
2016 (März) (2010)
Petr Charvát (Plzen):
Alte Geschichte und die Schaffung eines euro-mediterranen Wissensraums – die tschechischen Länder.
Eine Fallstudie.
Dies ist die schriftliche, unveränderte Fassung eines Vortrags über die ersten Verbindungen zwischen Böhmen, Mähren und der islamische geprägten Welt im Mittelalter. Professor Petr Charvát, Geschichtswissenschaftler an der Westböhmische Universität Plzen und der Karlsuniversität Prag, Spezialist für Fremdkontakte der mittelalterlichen Zivilisation Europas, hat diesen Vortrag im Oktober 2010 auf der Gründungskonferenz der Stiftung Wissensraum Europa-Mittelmeer (WEM) in Rabat gehalten. Die darin vorgetragenen Kenntnisse sind wichtig für die Bestimmung des Raumgefüges des Erweiterten Euro-Afro-Mediterranen Raums, zu dem auch das östliche Mitteleuropa gehört.
Petr Charvát (Plzeň):
L´histoire ancienne et la constitution d´un espace des connaissances euro-méditerranéen – les pays tchèques. Etude de cas
C’est la version écrite d’une conférence sur contacts entre la Bohême, la Moravie et le monde islamique au Moyen Age présentée par Pr Petr Charvát, historien à l’Université de la Bohème de l’Ouest à Plzen et à l’Université Charles, Prague, en octobre 2010 à la conférence de fondation de la Fondation WEM à Rabat. Charvát est spécialiste des contacts à distance de la civilisation europénne médiévale. Les connaissances élaborées par l’auteur sont importantes pour déterminer la structure spatiale de la zone euro-afro-méditerranéen comprenant aussi l’Europe centrale.
2016 (Februar) (2013)
Petr Charvát – Ladislav Hrdlička – Claire Delery:
Andalusi sherds from Prague
(Andalusische Keramik in Prag)
In: Archeologické rozhledy LXV–2013, p 198–206
Der Euro-mediterrane Raum – dazu gehört im Sinne der Stiftung WEM e.V. auch Mitteleuropa. Prof. Petr Charvát, Universität Plzen (Tschechische Republik) ist Korrespondent der Stiftung WEM. Seine Forschungen sind ein wichtiger Beitrag zur Rekonstruktion der zahlreichen geschichtlichen Verbindungen Böhmens und Mährens zum engeren Mittelmeerraum und zur arabischen Welt. Charvát untersucht im vorliegenden Aufsatz zusammen mit anderen Wissenschaftlern andalusische Keramik aus dem mittelalterlichen Prag. Etwa zwischen 1250 und 1320 gab es einen bedeutenden Handel mit Luxusgütern aus dem arabischen Mittelmeerraum, mit denen sich die Oberschicht in Prag versorgte. Der Weg dieser Güter führte über die Seeroute entlang der atlantischen und Nordsee-Küste. Oder die Güter fanden ihren Weg nach Mitteleuropa im Gepäck jüdischer Reisender aus Prag und anderen Zentren.
„Two fragments of lustre-glaze tableware excavated at the Týn merchant inn in the Staré-Město quarter of Prague, the archaeological deposition context of which may be dated into the turn of the 13th and 14th century, represent products of Andalusi pottery workshops of 12th and early 13th centuries. The route by which this tableware service came to Prague is difficult to trace. It seems most logical to link the introduction of this luxury pottery with the wave of Andalusi products, especially precious textiles, supplying the highest circles of Bohemian society roughly between 1250 and 1320. This commercial operation might have followed up the trade ventures of Andalusi-oriented entrepreneurs furnishing customers of western Europe along the Atlantic coast with luxury items originating in Andalusi production plants. An alternative to this idea is represented by the possibility that the vessels came to Prague in the baggage of some of its Jewish residents.“ (Summary)
2015 (Dezember)
Mohammed Lebbar (Fes):
Sylvester II. und Fes. Hat Gerbert von Aurillac, der spätere Papst Sylvester II., in Fes studiert?
Professor Lebbar ist Historiker an der Faculté des Lettres et des Sciences Humaines der Universität Sidi Mohamed Ben Abdellah in Fes-Saiss. Weil in Fes in der Öffentlichkeit immer wieder von einem Studium Gerberts von Aurillac an der berühmten Moschee und Universität Kairaouine die Rede ist, hat die Stiftung WEM Prof. Lebbar gebeten, der im Untertitel des vorliegenden Beitrags gestellten Frage einmal genauer nachzugehen. Die Stiftung dankt Herrn Lebbar für seine Ausführungen.
Mohammed Lebbar (Fès)
La ville de Fès et Sylvestre II
Pr Lebbar est historien à la Faculté des Lettres et des Sciences Humaines de l’Université Sidi Mohamed Ben Abdellah de Fès – Saiss . Parce que, à Fès, on parle souvent de Gerbert d‘ Aurillac comme étudiant à la Karaouine, la Fondation WEM a demandé M. Lebbar de déterminer la question si cette supposition est réaliste. La Fondation tient à remercier M. Lebbar pour ses recherches.
2015
Mohamed Rabitateddine (Marrakech)
Marrakech Almoravide. Naissance d’une métropole médiévale, en occident musulman.
Mohamed Rabitateddine (Marrakesch):
Das Marrakesch der Almoraviden. Die Geburt einer mittelalterlichen Metropole im islamischen Westen
Professor Rabitateddine ist Historiker an der Université Cadi Ayyad in Marrakesch. Er ist ein Experte für die Geschichte und das Kulturelle Erbe der Region. Er war Mitorganisator der Konferenz ‚Histoire, Patrimoine et Développement Durable. Le cas de Marrakech et la vallée du Rhin. Regard croisé‚, die in Verbindung mit der Universität Mainz (Prof. Ludolf Pelizaeus) im April 2015 an der Faculté des Lettres et des Sciences Humaines veranstaltet wurde.