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2015 (November)

Dossier

In der aktuellen epochalen Krise kommen Überlegungen zur Kulturpolitik leider zu kurz, und damit überhaupt Überlegungen zur Identifizierung eines strategischen Horizonts.

Anlässlich des 70. Jahrestags der Gründung der UNO gibt Prof. Mohieddine Hadhri, Universität La Manouba/ Tunis, Vorstandsmitglied der Stiftung WEM e.V., einen Überblick über die Geschichte der Vereinten Nationen, speziell der UNESCO. Er geht dabei insbesondere auf die Leistungen der UNESCO im Bereich der Bildung wie auch des Schutzes von Kulturgütern ein. Dabei hebt er die guten Beziehungen Tunesiens zur UNESCO seit 1956 und deren Rolle bei der archäologischen Erschließung und Sicherung Karthagos hervor. Mit Trauer und Skepsis betrachtet er die Verwüstung des kulturellen Welterbes in Mesopotamien seit 1991. In einem zweiten Teil seines Dossiers stellt er die berühmte Erklärung der UNESCO zur kulturellen Vielfalt (2001) in den Mittelpunkt und fordert eine Rückbesinnung auf die dort aufgerufenen Werte: die Einsicht in die wechselseitige Abhängigkeit der Kulturen (und Ökonomien), die Stärkung kultureller Identitäten, den Kampf gegen Vorurteile und die Verweigerung kulturellen Zusammenwirkens, die Akzeptanz plurikultureller Gesellschaften. Das Dossier schließt mit einer Reihe von Vorschlägen für eine neue kulturpolitische Initiative in diesem Sinne, insbesondere im euro-mediterranen Raum. Unter anderem schlägt Hadhri vor: die Einrichtung von ‚Kulturbrücken‘ zwischen Nord und Süd, eine Art Marshall-Plan für kulturellen Austausch, die Förderung eines universellen Humanismus durch Aufwertung der großen Kunstwerke des Welterbes sowie geschichtlicher Persönlichkeiten sowie von Symbolen, die in diesem Sinne gewirkt haben und wirken.

Mohieddine Hadhri (Tunis):
L’UNESCO et la Traversée du siècle. Le Monde plus que jamais à réconstruire.

In. La Presse de Tunisie.tn, 14 nov 2015